< PreviousWas würde ein Öxit bedeuten? Angenommen, Österreich tritt aus. Was wäre dann? Ökonom:innen haben den Öxit längst durchgerechnet und warnen vor empfindlichen BIP-Einbrüchen, Handels- hemmnissen und Wohlstandsverlusten. Zudem wären wir außen vor und müssten mitten in der Dauerkrise auf die Zuschauertribüne der EU wechseln. Die aktuelle Eurobarometer-Umfrage vom Herbst 2023 legt es wieder einmal offen: Österreich ist ein Land der EU-Skeptiker:innen. Von allen 27 Mitgliedsstaaten ist Österreich schon fast traditionell das Schlusslicht, wenn die Zustim- mung zur EU abgefragt wird. Nur 42 Prozent sehen die EU positiv, so wenige wie in keinem anderen EU-Land (Deutschland: 68 Prozent). Dafür finden 22 Prozent der Österreicher die EU uneinge- schränkt negativ (Deutschland: 9 Prozent). Kein Wunder also, dass der „Öxit“, der Austritt Öster- reichs aus der EU, zu einem Evergreen an Stammti- schen und auf den politischen Bühnen des Landes geworden ist. Nun, was hieße ein Öxit konkret für Österreich? Die Austrittsfolgen sind längst in aller Klarheit erhoben und kommuniziert worden. Schon 2016 beleuchtete eine Studie des Wirtschaftspolitischen Zentrums WPZ Research unter dem Ökonomen Christian Keuschnigg die diversen wirtschaftlichen und politischen Aspekte eines Öxits. Kurz zusam- mengefasst: Ein Öxit würde zwar Nettobeiträge einsparen, aber ein Vielfaches an Einkommen aufs Spiel setzen. Österreich würde als Drittland behan- delt werden, es müsste Zölle zahlen und wäre mit diversen Handelshemmnissen konfrontiert. Das Vertrauen der internationalen Investor:innen in den Standort wäre beeinträchtigt, für wirtschaftli- che Beziehungen wäre dies ein kaum kalkulierba- res Risiko. MINUS 8 PROZENT BIP Mit einem satten Minus von 8 Prozent des Brutto- inlandsprodukts beziffert WIFO-Chef Gabriel Felbermayr in seinem kürzlich erschienenen Buch „Europa muss sich rechnen“ die Folgen eines Öxits. Seine Argumentation: Österreich als kleines Land in der Mitte des Kontinents profitiert überpropor- tional vom gesamteuropäischen Markt, hat also einen größeren Nettonutzen als vergleichsweise Deutschland oder Frankreich, die über einen großen eigenen Binnenmarkt verfügen. Insofern wäre auch ein Austritt für Österreich empfindlich teurer und entsprechende Wohlstandsverluste wären vorprogrammiert. Und nein, auch der Austritt aus der Eurozone und die Rückkehr zum Schilling brächten die goldenen Zeiten nicht wieder zurück. Wie schon die WPZ-Studie ergab, wäre Österreich wegen der engen wirtschaftlichen Verflechtung mit Deutsch- land wohl auch dann gezwungen, den Schilling an den Euro anzubinden, um Wechselkursrisiken auszuschalten. Damit würde die Oesterreichische Nationalbank nicht Autonomie gewinnen, sondern verlieren. Schlicht, weil sie in der EU-Geldpolitik kein Mitspracherecht mehr hätte und nur passiv nachvollziehen müsste, was in der EZB entschie- den wird. Fazit: Wer austritt, sitzt nicht mehr mit am Tisch – in Zeiten globaler Krisen wohl nicht die klügste Vorgehensweise. (WJ) ■ Begriffsdefinition „Öxit“ Öxit ist ein aus „Öster- reich“ und „Exit“ gebildetes Kunstwort und beschreibt eine potenzielle Austrittssi- tuation Österreichs aus der EU nach dem Muster des Brexits. „Öxit“ wurde als Begriff von österreichischen Rechtspopulist:innen und Nationalist:innen während des Wahlkampfs zur österreichi- schen Präsidentenwahl im Herbst 2016 geprägt. „ Ein Öxit würde zwar Netto- beiträge einsparen, aber ein Vielfaches an Einkommen aufs Spiel setzen.“ 10 ERF OL GSF ORMA T 01/2024„Die Unzufriedenheit der Brit:innen ist deutlich wahrzunehmen“ Seit fünf Jahren in Großbritannien, erlebt die Diexerin Stefanie Lobnig als Start-up-Gründerin die Herausforderungen des Brexits hautnah: gestiegene Kosten für Import und Export, Schwierigkeiten beim Zoll und hohe bürokratische Hürden bei Fachkräften und Visaanträgen. Stefanie Lobnig (31) wuchs auf einem Bauernhof in der Nähe von Diex auf. Heute ist sie Mitbegrün- derin und CTO von „Aquanzo“. Das Start-up mit Sitz in Edinburgh entwi- ckelt Technologien zur Aufzucht von marinen Produkten für die Tierfutter industrie, auf dem Land und in großem Maßstab, unter Ver- wendung landwirtschaftlicher Nebenprodukte. Derzeit noch in der Forschungs- und Entwicklungsphase, hat Aquanzo einen Prozess zur Aufzucht von Zooplankton und seinen Eiern entwi- ckelt, um die Ausbeutung natürlicher Ressourcen zu verhindern. Derzeit wird ein Laborprototyp mit acht Vollzeitmitarbeiter:innen im schottischen St. Andrews betrieben. Lobnig absolvierte eine Ausbildung an der Montanuni Leoben, spezialisiert auf industriellen Umweltschutz und Verfahrenstechnik. Nach beruflichen Stationen in Kap- stadt, Dubai und Wien kam sie nach London und fasste letztlich den Beschluss, im United Kingdom zu gründen. Sie sind seit 5 Jahren in Großbritannien, haben also den direkten Vergleich zu Vor-Brexit-Zeiten. Was war damals anders, als es heute ist? Lobnig: Ich hatte beispielsweise das Glück, vor dem Brexit nach Großbritannien zu kommen, was es mir ermöglichte, den sogenannten „pre-settled status“ zu erlangen, ohne ein Visum beantragen zu müssen. Heutzutage sind Einstellun- gen aus dem Ausland mit bürokratischen Hürden und hohen Kosten in Bezug auf Fachkräfte und Visa verbunden. Und im täglichen Business: Was änderte der EU-Ausstieg Großbritanniens? Lobnig: Die Kosten für den Import und Export von Waren sind stark gestiegen und selbst einfache DHL-Pakete können lange im Zoll festgehalten oder sogar überhaupt nicht durchgelassen werden. Das kann vor allem für schnelle und gute europäische Zusammenarbeit Schwierigkeiten verursachen. Wie erleben Sie die Brexit-Folgen im persönlichen Bereich? Lobnig: Besonders deutlich nehme ich die Unzufriedenheit der Brit:innen wahr, da sie die persönlichen und beruflichen Auswirkungen des Brexits spüren. Zum Beispiel die Schwierigkei- ten, die auf sie zukommen, wenn sie Arbeit oder einen Studienplatz in EU-Ländern bekommen möchten. Welche Vorteile der EU vermissen Sie am meisten? Lobnig: Ich schätze es, einen österreichischen Pass zu besitzen, da es für mich sehr einfach ist, zu reisen und die Vorteile der EU zu nutzen, während ich gleichzeitig in Großbritannien lebe. Das schnelle und zollfreie Reisen ist das, was ich am meisten genieße, da ich viel unterwegs bin. Obwohl ich dabei oft große Schwierigkeiten habe beim Mitbringen von heimischen Produkten. Um keine Sichtweise auszusparen: Gibt’s womöglich auch Positives, das Sie dem Brexit abgewinnen können? Lobnig: Ein kleiner positiver Aspekt des Brexits, den ich erkennen kann, ist die Möglichkeit, innerhalb des Verei- nigten Königreichs mehr Finanzierungsmöglichkeiten zu erschließen, da die Unterstützung für Start-ups besonders stark ist. (WJ) ■ „ Die Kosten für den Import und Export von Waren sind stark gestiegen, und selbst einfache DHL-Pakete können lange im Zoll festgehalten oder sogar überhaupt nicht durchgelassen werden.“ – Stefanie Lobnig, Edinburgh Die junge Kärntnerin ist Mitbegründerin eines Start-ups in Großbritannien für nachhaltigen marinen Proteinanbau G ra fik: depositpho tos/ aurielaki, F ot o: pedr opina/ Aquanz o 11 ERF OL GSF ORMA T 01/2024EU-Binnenmarkt Ausländische Unternehmen haben in Österreich seit dem EU-Beitritt durchschnittlich rund 7 Mrd. Euro pro Jahr investiert. – In den drei Jahren vor dem Beitritt waren es ca. 1,3 Mrd. Euro pro Jahr. Die Investitionen ausländischer Unternehmen in Österreich sind damit im Schnitt auf das Fünffache gestiegen. – Der Bestand an Direktinvestitionen in Österreich hat sich von 16 Mrd. Euro 1995 auf rund 191 Mrd. Euro im Jahr 2022 erhöht. – Neben den ausländischen Investitionen in Österreich stiegen auch die österreichi- schen Investitionen im Ausland seit dem EU-Beitritt stark an. Der Bestand erhöhte sich auf rund 238 Mrd. Euro im Jahr 2022. Anteil am weltweiten BIP* Durch den EU-Binnenmarkt wurde die Europäische Union zu einem der mächtigsten Handelsblöcke der Welt. EU 14 % China 18 % USA 15 % Rest der Welt 53 % Facts & Figures Der Europäische Binnenmarkt garantiert seit 1993 die Freizügigkeit von Waren Dienstleistungen Kapital Menschen Bedeutung für die österreichische Wirtschaft Rund 70 % des gesamten österreichischen Außenhandels (Exporte und Importe) wird mit den anderen 26 EU-Ländern (= Binnenmarkt) erzielt. Im Export waren es: – 1995: 33 von 42 Mrd. Euro – 2023: 137 von 195 Mrd. Euro Österreichs (weltweite) Exportquote (Waren und Dienstleistungen, gemessen am BIP) ist seit der EU-Mitgliedschaft von 33,6 % auf 55,9 % gestiegen und liegt damit über dem EU-Durchschnitt. – Die Warenexportquote allein stieg von 23,4 % auf 44 % (2022). – Je Milliarde Exportvolumen werden rund 10.000 Arbeitsplätze gesichert, damit ist fast jeder zweite Job in Österreich direkt oder indirekt vom Export abhängig. „Fast jeder zweite Job in Österreich ist direkt oder indirekt vom Export abhängig.“ 12 ERF OL GSF ORMA T 01/2024Enormer Anstieg des Handels innerhalb der EU Die Beseitigung von Hindernissen hat zu einem erheblichen Anstieg des Handels innerhalb der EU geführt. Intra-EU- Warenexporte + 410 % (1993–2021) Durch die gegenseitige Anerken- nung von Berufsqualifikationen und die Personenfreizügigkeit arbeiten mittlerweile rund 7 Mio. EU-Bürger:innen in einem anderen EU-Land. Die Harmonisierung und die gegenseitige Anerkennung von Normen ermöglichen es den Unternehmen, ihre Produkte auf einem Markt mit 447 Mio. Menschen zu verkaufen. Binnenmarkt ist der Heimmarkt der KMU: Insgesamt exportieren 26 % der KMU; 23 % der KMU exportieren in andere Länder des Binnenmarkts, 9 % (auch) in andere europäische Länder (außerhalb der EU), 4 % (auch) nach Nordamerika. * Alle Angaben für 2023, sofern nicht anders angegeben; Quelle: Eurostat/WKO. Intra-EU- Dienstleistungsexporte + 33 % (2010–2021) Intra-EU-Direktinvestitionen aus dem Ausland + 35 % (2013–2021) 27 Mitgliedstaaten 447 Mio. Menschen 23 Mio. Unternehmen 14.522 Mrd. Euro BIP* EU-Binnenmarkt in Zahlen 13 ERF OL GSF ORMA T 01/2024Die EU kann KMU 99 Prozent. So hoch ist der Anteil von Klein- und Mittelbetrieben an der europäischen Unternehmenslandschaft. Für sie hält die EU bereits jetzt viele Vorteile und Services bereit, die in Zukunft weiter ausgebaut werden sollen. Nicht die großen, globalen Konzerne, sondern Klein- und Mittelbetriebe sind das wirtschaft- liche Rückgrat Europas. Immerhin fallen sage und schreibe 99 Prozent aller europäischen Unterneh- men in die Kategorie KMU, haben also von 1 bis 250 Mitarbeiter:innen und eine Umsatzsumme von maximal 50 Millionen Euro. Für sie bietet der EU-Binnenmarkt mit seinem freien Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Kapital und Personen die Chance, weit über die eigenen Ländergrenzen hinweg Geschäfte zu machen. Wen wundert’s da, dass mehr als zwei Drittel aller österreichischen Importe und Exporte innerhalb der EU zirkulie- ren? Viele Gründe also für die EU, auf die Bedürfnisse von KMU besonderes Augenmerk zu legen. Vor allem vor dem Hintergrund der bekannten aktuel- len Probleme: Kostenexplosionen, Fachkräfteman- gel, hohe bürokratische Anforderungen. Im September 2023 wurde deshalb von der EU-Kom- mission ein KMU-Entlastungspaket präsentiert. Es fixiert Erleichterungen wie die Vermeidung von Zahlungsverzögerungen, vereinfachte KMU-Steu- erregeln, besseren Zugang zu finanziellen Mitteln oder auch die Vereinfachung grenzüberschreiten- der Arbeit. NEU IN DER EU: KMU-BEAUFTRAGTER Und es enthielt eine Premiere, nämlich die Ernen- nung eines KMU-Beauftragten der EU. Seit Anfang Februar 2024 ist klar, dass der CDU-Abgeordnete Markus Pieper diese Aufgabe übernehmen wird. Er startet in seiner neuen Funktion im Lauf des Frühlings und ist künftig Ansprechpartner und Sprachrohr für alle Mittelständler:innen in der EU. Er hat bereits klar gemacht, dass es für KMU noch mehr braucht als das aktuelle Entlastungspaket. Er fordert darüber hinaus: „Mehr Übersichtlichkeit, ineinandergreifende Gesetzgebung, smarte Regu- lierung mit stärkerer Umsetzung des One-in-one- out-Prinzips oder einem Single-Reporting- Instrument.“ Womit wir bei den Berichtspflichten wären. Auch sie werden von der Kommission einer Bürokratie- straffung unterzogen und sollen im Lauf der nächsten Jahre um 25 Prozent verringert werden. Beispielsweise durch eine umfassende Reform des EU-Zollkodex, aber auch durch kleinere Anpassun- gen wie die Abschaffung von Doppelgleisigkeiten oder bessere digitale Angebote. Fo to: D aniel W aschnig/JW , G ra fik: depositpho tos/P ornthep 14 ERF OL GSF ORMA T 01/2024PARTIZIPATION Have your say! Was wird aktuell in Brüssel entschieden? Welche Themen stehen zur Debatte? Und wo kann man als EU-Bürger:in sagen, was man davon hält? Nun, das Online-Portal „Have your say!“ wurde genau dafür von der Europäischen Kommission geschaffen. Hier kann man seine Ansichten zu verschiedenen Initiativen der Kommission im legislativen Prozess teilen. Dabei werden nicht nur Bürger:innen, sondern auch Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen eingeladen, ihre Meinungen und Standpunkte einzubringen. Das Ziel dieses Tools ist es, die Qualität und Bürger- nähe der EU-Politikgestaltung zu verbessern, indem es eine breite Beteiligung aller relevanten Interessengruppen anstrebt. 2015 ging das Portal erstmals online, 2020 wurde es gerelauncht. Durch eine verbesserte Suchfunk- tion und eine benutzerfreundlichere Oberfläche er- leichtert die neue Version des Portals den Zugang zu aktuellen Themen und hilft, die Transparenz und Kommunikation zwischen der Kommission und der Öffentlichkeit zu stärken. Bürgerbeteili- gung auf Europäisch sozusagen. Und wann immer sich das nächste Mal jemand beklagt über das, was „die in Brüssel“ wieder über die Köpfe aller entscheiden, einfach auf „Have your say!“ verweisen. Dort ist das Deponieren der eigenen Meinung nicht nur möglich, sondern aus- drücklich erwünscht! Auch alle Vorschläge, wie das EU-Recht zukunftsfähig und effizienter werden kann, sind herzlich willkommen. INFORMATION IST ALLES Apropos: Wer sich über unternehmerische Möglichkeiten informieren möchte, dem stehen auch jetzt schon alle Informa- tionen auf diversen Online-Plattformen zur Verfügung. Von Finanzierungen über Auslandsmärkte bis hin zu Businesspart- ner:innen oder unternehmerischen Austauschprogrammen: Die EU hat eine ganze Reihe an öffentlich zugänglichen On- line-Infotools in petto (siehe Box). Eine Plattform, die breit angenommen wird, ist das Enterprise Europe Network (EEN). Sie ist das weltweit größte Business-Sup- port-Netzwerk und steht Unternehmen mit 3.000 Expert:innen in 60 Ländern bei Fragen zur Internationalisierung und der Suche nach Kooperationspartner:innen zur Seite. VOLLE TRANSPARENZ In Kärnten sind die Ansprechpartner:innen dafür in der Abteilung Außenwirtschaft und EU in der Wirtschaftskammer zu finden, etwa in Person von Alessia Sasina. Sie erzählt: „Die Kernbereiche der Plattform sind B2B-Netzwerke und ein Markt- platz, auf dem etwa Projektpartner:innen gesucht werden. Die entsprechenden Infos und Profile können online von allen am Computer zu Hause eingesehen werden. Die Unternehmen kommen aber gern zu uns, damit wir ihnen bei ihrer individuel- len Suche auf der Plattform behilflich sind.“ Dieses Prinzip gilt auch für alle anderen Servicetools für Unter- nehmer:innen, die die EU anbietet. Der Grundsatz lautet: Jede Information ist für alle zugänglich. Aber im Businessalltag ist es doch immer komfortabler, wenn man Menschen fragen kann, die sich schon eingehend damit beschäftigt haben. Insofern stehen die Mitarbeiter:innen des Außenwirtschaftreferats der Wirtschaftskammer Kärnten gerne für Detailfragen aller Art zur Verfügung. Denn Optionen, einen unternehmerischen Nutzen aus der EU zu ziehen, gibt’s wahrlich genug! (WJ) ■ „ Die Infos des Enterprise Europe Network können online von allen am Computer zu Hause eingesehen werden. Die Unternehmen kommen aber gern zu uns, damit wir ihnen bei ihrer individuellen Suche auf der Plattform behilflich sind.“ – Alessia Sasina, Abteilung Außenwirtschaft und EU, Wirtschaftskammer Kärnten Access2Markets Mehrsprachiges Tool für Ein- und Ausfuhrgeschäfte. Registrierungsfreie Infos zu Steuern, Zöllen, Ursprungsre- geln, Produktanforderungen, Beschaffung, zum Handel mit Drittländern und zu EU-Han- delsabkommen. Access2Finance Online-Suchmaschine für das Auffinden von EU-Finan- zierungen. Mit Suchmaske nach Land, Geldbetrag und Investitionsfokus für Darlehen, Eigen- und Risikokapital. Enterprise Europe Network (EEN) Weltweit größtes Servicenetz- werk für Unternehmen. Hilft bei Innovationen und inter- nationaler Expansion durch Beratung, Begleitung und Vernetzung mit internationa- len Geschäftspartner:innen. Erasmus Europäisches Austausch- programm für Entrepreneurs. Ermöglicht Erfahrungsaus- tausch mit Standeskolleg:in- nen aus teilnehmenden Ländern. Bringt wichtige Außenperspektive und bietet Chancen auf neue Geschäfts- beziehungen in neuen Märkten. Your Europe Advice Eine Basisinformationsquelle zu allen EU-Themen. Infos über Rechte von EU-Bürger:in- nen und praktische Tipps zu Wohnen, Studieren, Arbeiten, Einkaufen und Reisen in der EU sowie umfassende Info- schiene für Unternehmen. Top informiert mit EU-Tools 15 ERF OL GSF ORMA T 01/2024EU-Geld „ ready to go“ Die EU hat seit dem Beitritt Österreichs 2 Milliarden Euro Fördergeld nach Kärnten gepumpt. Vor allem Klein- und Mittelbetriebe können von den vielen Förderprogrammen der EU profitieren. Voraussetzung ist meist Kooperationswille. Und die Bereitschaft, sich die Infos aktiv zu holen. Das Selbstbild vom EU-Nettozahler hält sich hierzulande hartnäckig. Für das gesamte Österreich mag es sogar stimmen. Nicht aber für Kärnten, das als Region defini- tiv ein Nettoempfänger von EU-Geldern ist und enorm von den Förderungen aus diversen EU-Töpfen profitiert. Für Kärnten gilt also: Es springt mehr Geld für uns raus, als wir hineinpum- pen. Erst kürzlich wurden dafür vom Land konkrete Zahlen präsentiert. Seit dem EU-Beitritt im Jahr 1994 sind über 2 Milliarden Euro an EU-Geldern nach Kärnten geflossen. Allein in der Förderpe- riode 2014–2020 lukrierte Kärnten über verschiedene Förder- programme 140 Millionen Euro. Vieles davon fließt dezidiert in die wirtschaftliche Weiterentwicklung des Landes. Es sind touristische Landmarks wie das neue Besucherzentrum auf der Petzen, Infrastrukturprojekte wie die Koralmbahn, finanzielle Hilfen für Klein- und Mittelbetriebe oder grenzüberschreiten- de Wirtschaftskooperationen, die mit diesem Geld finanziert werden. Im Detail nachzulesen in den angeführten Projektinfo- boxen. ZUSAMMENARBEIT LOHNT SICH Wer von der EU Geld abholen will, tut gut daran, sich zu vernet- zen. Kooperation ist ein Kernwert der Europäischen Union, auf allen Ebenen. Auch und vor allem im Regionalen. Österreich nimmt von 2021 bis 2027 wieder an zahlreichen INTERREG- Programmen teil, davon an 7 grenzübergreifenden, 3 trans- nationalen und 4 interregionalen. In Summe stehen dafür fast 220 Millionen Euro an Mitteln zur Verfügung. „Um zahlreiche Mittel abrufen zu können, sind die sehr guten nachbarschaftli- chen Beziehungen Kärntens zu Slowenien und Italien von Bedeutung“, hielt Europareferent LH Peter Kaiser bei der Prä- sentation der Kärntner EU-Förderbilanz Ende Jänner fest. Das Entwickeln von Projekten hat sich bisher immer gelohnt. Mehr als 11.000 Projekte seien zwischen 2014 und 2020 in PROJEKT VIRIDI Das Interreg-Projekt mit der WK Kärnten als Leadpartner soll die Kooperation zwischen Österreich und Sloweni- en und die Kreislaufwirtschaft von KMU anregen. Es ist mit 1,4 Millionen Euro dotiert, bietet u. a. ein modulares Ausbildungsprogramm und Expertenworkshops an und strebt ein Unternehmensnetzwerk für kreislauforientiertes Bauen an. Weitere Infos und KMU-FONDS „IDEAS POWERED FOR BUSINESS“ Ein EU-Finanzhilfeprogramm für KMU, das ihre Rechte des geistigen Eigentums schützen soll. Läuft bis 6. Dezember 2024. Finanzhilfen werden als Gutscheine gewährt. Je nach Land oder Region kann man bis zu 75 Prozent bei Anmeldungen von Rechten des geistigen Eigentums und 90 Prozent bei einer Vorabdiagnose von Rechten des geis- tigen Eigentums (IP Scan) sparen. Weitere Infos und EU-Förder- programme ermöglichen u. a. neue Businesspartnerschaften über die Grenzen, ge- meinsamen Wissensauf- bau und -transfer, neue Infrastruktur im Land. Gelungene Beispiele aus Kärnten sind: Fo tos: is tock/EU , WKK, U rosh G rabner , ÖBB isochr om 16 ERF OL GSF ORMA T 01/2024GEOPARK NATURE GAME Durch dieses Interreg-Projekt entstanden im Geopark Ka- rawanken auf der Petzen ein Panoramagasthaus und der Geo.Dom, ein Besucherzentrum. Hauptziel war es, dass Gäste spielerisch die natürlichen und geologischen Beson- derheiten der Region entdecken und begreifen können. Das Projekt mit einem Gesamtvolumen von 2,3 Millionen Euro wurde mit einer Förderquote von durchschnittlich 80 Prozent umgesetzt. Kärnten so entstanden. Allein mit den Interreg-Pro- grammen mit Italien und Slowenien konnten auf diese Weise 10 Millionen Fördergelder lukriert werden. Ganz egal ob unternehmerisch oder gemeinnützig, ob für bestimmte Personen, Vereine oder ganze Kommu- nen: Eigentlich täte jeder Mensch in Kärnten gut daran zu überprüfen, ob sein spezielles Vorhaben nicht auch in einen der vielfältigen EU-Töpfe passt. Besonders in Zeiten von Krisen und Teuerung kann eine finanzielle Hilfestellung aus Europa wohl niemandem schaden. KOMPETENTE INFOSTELLEN Die Frage ist nur: Wo gibt’s die entsprechenden Infor- mationen? Wie erfährt man, welche EU-Förderung für welche Projekte und Vorhaben infrage kommen? Nun, es gibt in Kärnten Top-Anlaufstellen, die mit ihrer EU-Expertise gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen. Eine davon ist Alessia Sasina, Referentin für Außen- wirtschaft und EU in der Wirtschaftskammer Kärnten in Klagenfurt. „Wir beraten Kärntner Unternehmer:in- nen in all ihren Fragen zur EU. Wir sind die Kärntner Beratungsstelle für das Enterprise Europe Network, kurz EEN, und den KMU-Fonds.“ (Siehe Box!). Eine weitere Anlaufstelle, die nicht nur unternehme- risch Tätige, sondern alle Bürger:innen abholen möch- te, ist das Europe Direct- Büro, das im Europahaus Klagenfurt angesiedelt ist. Als Bildungs- und Informa- tionszentrum für alle Fragen der EU kennt man sich auch hier bestens mit EU-Förderprogrammen aus und gibt diese Infos gerne weiter. Egal ob man nun Schü- ler:in ist oder Pensionist:in, angestellt oder selbststän- dig, das Europahaus steht jedem offen. Wer konkrete Fragen hat oder sich nur allgemein darüber informie- ren möchte, was die EU für sein Anliegen tun kann, Beratungsstellen für EU-Förderfragen: ■ EU Representation WKÖ. Starkes, internationales Netzwerk und praxisrelevantes Know-how für die WKO und ihre Mitglieder. Brüssel, Tel. 0032 ■ Abteilung Europapolitik WKÖ. Interessenvertretung auf nationaler und EU-Ebene mit Dienstleistungen wie dem Enterprise Europe Network. Wien, Tel. 05 ■ Abteilung Außenwirtschaft und EU, Wirtschaftskammer Kärnten. Unterstützung der heimischen Unternehmen bei der Anbahnung und Durchführung von grenzüberschreitenden Aktivitäten. Klagenfurt, Tel. 05 90904-753; ■ Europe Direct Kärnten. Informationsstelle für Fragen zur Euro- päischen Union bzw. Informationen zu EU-Themen. Klagenfurt, Tel. 0463 KORALMBAHN KÄRNTEN Ende 2023 ging die Koralmbahn auf Kärntner Seite in Betrieb, Ende 2025 soll die neue Hochleistungstrasse samt Koralmtunnel befahren werden. Die 130 Kilometer lange Strecke wird mit 542,6 Millionen Euro aus dem EU-Aufbauplan gefördert. Dazu kommen 57 Millionen Euro aus „Connecting Europe“, mit dem Verkehrs-, Digital- und Energieprojekte gefördert werden. Wichtige Websites: Förderungsüberblick: KMU-Fonds: „Tatsächlich profitieren die Kärntner Landregionen erheblich von der EU.“ ruft direkt an oder vereinbart einen Termin für ein persönli- ches Gespräch. Kontakt siehe Box unten. Dass beide genannten Adressen in Klagenfurt sind, täuscht. Tatsächlich profitieren die Kärntner Landregionen erheblich von der EU, weil sie einen großen Teil des Förderkuchens über die ELER-Mittel zur Entwicklung des ländlichen Raums ab- holen. Konkret: 1 Milliarde Euro von 2014 bis 2020! So können auch abseits des Zentralraums Infrastruktur, Arbeitsplätze, Produktion und Einkommen gesichert werden. (WJ) ■ 17 ERF OL GSF ORMA T 01/2024EU-Wahl 2024: Chancen für junge Unter- nehmer:innen in Kärnten Die EU-Wahl 2024 gibt uns die Gelegenheit, die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft Europas zu stellen. In einer Zeit des geopolitischen Wandels hin zu einer multipolaren Weltordnung gewinnt die Europawahl 2024 zentrale Bedeutung für die Zukunft Europas und die junger Unternehmer:innen in Kärnten. Die Europäische Union bietet uns die Stärke eines geschlossenen Verbun- des; nur so können wir unsere Interessen wirkungsvoll schützen und stärken. Wir, der Landesvorstand der Jungen Wirtschaft Kärnten, wollen aktiv an der Gestaltung unserer gemeinsamen europäischen Zukunft mitwirken. Am 13. Mai diskutieren wir im Europahaus in Klagenfurt unter dem Motto „Business & Brussels – Grenzenlose Möglichkeiten für die Junge Wirtschaft“ mit den jungen Spitzenkandidat:innen über Themen wie Künstliche Intelligenz, Geopolitik, Sicherheits- und Klimapolitik und Migration. Es ist eure Chance, direkt Fragen zu stellen, wie ein starkes und vereintes Europa gelingen kann. Wählen zu gehen, ist mehr als eine Pflicht; es ist ein Ausdruck unseres Engagements für die Zukunft. Es liegt in unseren Händen, die Richtung für Europa vorzugeben. Nutzt die Podiumsdiskussion, um euch zu informieren und eure Stimme mit Überzeugung abzugeben. Die Zukunft Europas gestalten wir! Für ein starkes Europa Der Landesvorstand der Jungen Wirtschaft Kärnten „ Es liegt in unseren Händen, die Richtung für Europa vorzugeben. Nutzt die Podiumsdiskussion, um euch zu informieren und eure Stimme mit Überzeugung abzugeben. “ KOOPERATION AUF EU-EBENE Wirtschaftskammer Kärnten als „Draht zur EU“ Die Wirtschaftskammer Kärnten arbeitet zu EU-Themen mit der Abteilung Europapolitik der Wirtschaftskammer Österreich in Wien, mit dem EU-Verbindungsbüro Land Kärnten und der EU Representation WKÖ in Brüssel eng zusammen. Durch diese vielschichtige Kooperation zwischen den Institu- tionen erhalten Kärntner Unternehmen direkten Zugang zu EU-Entscheidungsträger:innen sowie Informationen zu EU-Po- litik, Gesetzgebung und Fördermöglichkeit und Beratung bei der Entwicklung und Umsetzung von EU-Projekten. So können sie gezielt und zeitnah von den Chancen des europäischen Binnenmarktes profitieren. Zudem bietet die Zusammenarbeit der WKK mit den EU-Bü- ros den Unternehmen die Möglichkeit, Kontakte zu anderen Unternehmen, Institutionen und relevanten Akteur:innen auf europäischer Ebene zu knüpfen, wodurch neue Geschäfts- möglichkeiten erschlossen werden und die Zusammenarbeit in EU-Projekten erleichtert wird. Die gemeinsamen Bemühungen der Institutionen tragen damit maßgeblich zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit auf EU-Ebene und zum Wachstum der regionalen Wirtschaft bei. Kontaktdaten: EU-Verbindungsbüro Land Kärnten Brüssel Rue du Commerce 49, 1000 Brüssel Tel.: 0032 2 282 49 10 EU Representation WKÖ Avenue de Cortenbergh 30, 1040 Brüssel Tel.: 0032 2286 5880 Abteilung Europapolitik WKÖ Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien Tel.: 05 90 900 4316 Abteilung Außenwirtschaft und EU, Wirtschaftskammer Kärnten Europaplatz 1, Klagenfurt Tel. 05 90904 753 Podiumsdiskussion „Business & Brussels – Grenzenlose Möglichkeiten für die Junge Wirtschaft“ 13. Mai 2024, 18:00 Uhr Europahaus Klagenfurt Fo to: Sabine B iedermann/JW 18 ERF OL GSF ORMA T 01/2024Erstes Halbjahr 2023 Gesamt 2022 IMPORTEXPORT von nach 1,258 Mrd. Euro 350 Mio. Euro 423 Mio. Euro 212 Mio. Euro 140 Mio. Euro 220 Mio. Euro 224 Mio. Euro 237 Mio. Euro 540 Mio. Euro 1,461 Mrd. Euro Deutschland Italien China USA Slowenien Außenhandelsstatistik Kärnten Ausfuhr (Warenexporte) 1. Halbjahr 2023: 4,959 Mrd. Euro (+ 6,5 % gegenüber 1. Hj. 2022) Einfuhr (Warenimporte) 1. Halbjahr 2023: 4,361 Mrd. Euro (- 6 % gegenüber 1. Hj. 2022) Außenhandelsbilanzüberschuss 1. Halbjahr 2023: + 598 Mio. Euro Kärnten ist ein Exportland: Exporte steigen, Importe sinken. Der Außenhandelsbilanzüberschuss konnte dadurch für das erste Halbjahr 2023 wieder auf knapp 600 Mio. Euro ausgebaut werden. „ Kärnten behauptet weiterhin seine Position im Kreis von nur vier Bundesländern mit einer positiven Außenhandelsbilanz.“ Was wird aus Kärnten exportiert?* Kessel, Maschinen, Apparate und mechanische Geräte (1,336 Mrd.) Elektrische Maschinen, Apparate und elektrotechnische Waren (879 Mio.) Holz und Waren daraus, Holzkohle (375 Mio.) Kunststoffe und Waren daraus (235 Mio.) Fleisch und genießbare Schlacht- nebenerzeugnisse (213 Mio.) ... Was wird nach Kärnten importiert?* Kessel, Maschinen, Apparate und mechanische Geräte (811 Mio.) Elektrische Maschinen, Apparate und elektrotechnische Waren (631 Mio.) Kunststoffe und Waren daraus (213 Mio.) Kfz, Zugmaschinen, Krafträder etc. (217 Mio.) Waren aus Eisen oder Stahl (153 Mio.) ... * Zahlen in Euro, 1. Halbjahr 2023Next >